Hessen startet mit 1.389 Apotheken ins Jahr 2023
Bilanz 2022 zeigt deutlichen Trend: 28 Schließungen stehen fünf Neueröffnungen gegenüber
Obwohl die Corona-Pandemie gerade erst gezeigt hat, wie wichtig flächendeckende Strukturen zur Versorgung der Hess:innen sind, schließen immer mehr Apotheken. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Die Zahl der hessischen Apotheken sinkt seit Jahren: Obwohl unsere Apotheken mit Auftauchen der Corona-Pandemie zahlreiche Zusatzaufgaben übernahmen und deutlich wurde, wie wichtig flächendeckende Strukturen für die Versorgung der Bevölkerung sind, schlossen auch in 2022 wieder 28 hessische Apotheken. Dem standen fünf Neueröffnungen gegenüber. Zum 31. Dezember 2022 gab es somit hessenweit noch 1.389 Apotheken, nach 1.412 Apotheken in 2021 und 1.420 Apotheken in 2020.
Von den Schließungen betroffen waren sowohl Stadt- als auch Landapotheken. Der HAV sieht für den fortlaufenden Trend mehrere Gründe. Einerseits können Apotheken zwar mit wohnortnahen und teilzeitfreundlichen Arbeitsplätzen punkten, allerdings kaum Gehälter auf Industrieniveau zahlen. Daher entscheiden sich viele junge Apotheker:innen für einen Arbeitsplatz in der Pharmaindustrie. Fehlende verlässliche Rahmenbedingungen erschweren es zudem jungen Apotheker:innen, die Investition für die Übernahme einer Apotheke zu planen. So fällt es vielen Apotheker:innen, die ihre Apotheke aus Altersgründen abgeben wollen, schwerer, Käufer:innen zu finden.
In ländlichen Gebieten macht sich zudem der bestehende Ärztemangel bemerkbar. Schließen dort Praxen, hat das Auswirkungen auf den wirtschaftlichen Erfolg einer Apotheke, denn rund 80 Prozent des Apothekenumsatzes wird durch verschriebene Arzneimittel generiert. Mira Sellheim, Patientenbeauftragte des Hessischen Apothekerverbandes e.V., verweist auf die wachsende Anzahl der Apotheken, die in Zukunft nicht mehr weiter geführt werden können. „Das hat Einfluss auf die Versorgung. Diese beobachten wir insbesondere auf dem Lande sehr aufmerksam und sind stets im Dialog mit der Politik, um Versorgungsengpässe zu verhindern.“
Gleichzeitig besteht durch die zwischen Krankenkassen und Arzneimittelherstellern abgeschlossenen Rabattverträge sowie immer häufiger auftretende Lieferengpässe ein immenser Beratungs- und logistischer Aufwand, der mit einem entsprechendem Personaleinsatz verbunden ist. Darüber hinaus sind die Kosten für Gehälter, Miete und Versicherungen stetig gestiegen, diejenigen für Energie zuletzt signifikant, während das Basishonorar der Apotheken seit über einer Dekade stagniert. „Die betriebswirtschaftliche Situation vieler Apotheken bleibt damit schlecht“, stellt Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes e.V., fest.
Dass der Apothekerberuf trotzdem ausgesprochen gute Berufsperspektiven aufzeigt, lässt sich an einer stetig steigenden Zahl an Pharmaziestudierenden ablesen sowie an der Tatsache, dass es praktisch keine arbeitslosen Fachkräfte gibt.
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