HAV erteilt Vorschlägen von Karl Lauterbach eine klare Absage
Offenbach - Freitag, 10.11.2023

„Unsere Apothekenteams arbeiten täglich bis zur Erschöpfung. Sie sind ausgelaugt und frustriert von den komplett an der Realität vorbeigehenden Vorschlägen und den jetzt auch noch absurden und realitätsfremden Äußerungen aus dem Bundesgesundheitsministerium“. Mit diesen Worten hat Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes (HAV), heute in Offenbach den kürzlich bekannt gewordenen unausgegorenen Plänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zur Zukunft der wohnortnahen Patientenversorgung mit Arzneimitteln und der öffentlichen Apotheken in der Bundesrepublik namens der Hessischen Apothekerschaft eine klare Absage erteilt.

„Das ist kein Zukunftsplan, sondern der endgültige Ausstieg aus der wohnortnahen Arzneimittelversorgung und das Aus der öffentlichen Apotheken vor Ort“, sagte Seyfarth mit Blick auf Lauterbachs „Apotheke light“-Fantasien und zusätzliche Leistungen zur Gesundheitsvorsorge durch die öffentlichen Apotheken. Diese seien mit Blick auf die Gesundheit der Deutschen und somit auch mit Blick auf den volkswirtschaftlichen Nutzen durchaus gut gemeint, so der HAV-Vorsitzende. Allerdings: „Das ist für Apotheken in Zeiten eines historischen Arzneimittelnotstandes, der für die Apothekenkunden unzumutbar ist, eines durchschlagenden Fachkräftemangels und im Angesicht des größten Apothekensterbens in der Geschichte der Bundesrepublik schlichtweg nicht leistbar“, betonte Holger Seyfarth. So sank die Zahl der Apotheken in Hessen von 1.502 am 31. Dezember 2016 auf nur noch 1.344 am Ende des dritten Quartals 2023. Zählte die Bundesrepublik Ende 2016 noch 20.023 Apotheken, so waren es zum 30. September 2023 nur noch 17.733. „Und dieser Trend setzt sich ungebremst fort“, berichtete der HAV-Vorsitzende.

Zu den Hauptgründen für die Schließungen zählen die schlechten Rahmenbedingungen, wegen derer es für junge Apotheker derzeit wirtschaftlich nicht stemmbar ist, eine Apotheke zu eröffnen oder zu übernehmen. An erster Stelle steht dabei die seit 20 Jahren trotz Inflation, steigender Tariflöhne, höherer Mietpreise und gestiegener Energiekosten quasi unveränderte Vergütung der Apotheken. Hinzu kommen Zwangsrabatte an die Krankenkassen, überbordende Bürokratie, Fachkräftemangel, enormer Mehraufwand aufgrund der katastrophalen Lieferengpässe und anderes mehr. „Da jetzt noch so wie das Bundesgesundheitsministerium mit Experimenten zu kommen, die der öffentlichen Apotheke den Todesstoß versetzen, ist einfach unfassbar. Und deshalb werden wir uns bei unseren weiteren Protesten und Maßnahmen entschieden dagegen wehren“, kündigte Holger Seyfarth an.

So schließen die Apotheken in Hessen am 15. November zum dritten Mal in diesem Jahr, um für eine nachhaltige Sicherung der wohnortnahen Arzneimittelversorgung und eine Stärkung der öffentlichen Apotheken vor Ort zu demonstrieren. Bislang habe Berlin weder eine Anpassung der seit 20 Jahren unveränderten Apothekenvergütung noch eine nachhaltige Verbesserung des historischen Arzneimittelnotstandes - aktuell sind weit über 600 Medikamente nicht lieferbar - im Sinne der betroffenen Patientinnen und Patienten wirklich auf der Agenda.

Mit ihren flächendeckenden Schließungen am 15. November fordert die hessische Apothekerschaft im Rahmen des bundesweiten Apothekenprotests im November die Bundesregierung zum sofortigen Handeln auf, um die öffentlichen Apotheken vor Ort nachhaltig zu stärken, damit sie weiterhin dem gesetzlichen Auftrag zur wohnortnahen Arzneimittelversorgung für die Menschen nachkommen können. „Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bieten wir einmal mehr unseren konstruktiven Beitrag zur Lösung der aktuell für die Gesundheitsversorgung der Menschen brandgefährlichen Situation an und sind jederzeit zu Gesprächen auf Augenhöhe bereit“, betonte Holger Seyfarth.

Die Arzneimittelversorgung am 15. November bleibt einzig über die Notdienstapotheken aufrechterhalten. Der Hessische Apothekerverband bittet Patientinnen und Patienten, dringend benötigte Rezepte an den Tagen davor oder wieder ab dem 16. November einzulösen, wenn die hessischen Apotheken wieder regulär geöffnet haben. Welche Apotheke am 15. November Notdienst hat, erfahren die Hessen per Aushängen in den örtlichen Apotheken oder online unter www.aponet.de.

Dieser Seiteninhalt wurde erstellt am 10.11.2023. Letzte Änderung am 20.11.2023.